Rest- und Sondermüll

Sonntag, 11. Januar 2015

Winter

Als sie ihn an einem kalten Wintertag verliess, ihm dort vorne bei der Kreuzung das letzte Mal Lebewohl sagte, tat er es am nächsten Tag den Handschuhen gleich: Er hängte sich an einer Kordel an einem Ast auf und baumelte im Wind.
Und wenn ihn niemand abhängt und ihn wieder zu einem Paar macht, baumelt er noch dort, wenn die Schneeglöckchen zu seinen Füssen ihre Köpfchen hängen lassen.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Späte Verlierer

Sie verliert das Gedächtnis. Er nicht viele Worte dazu.

Sie verliert ihre Persönlichkeit. Er die Hoffnung.

Sie verliert die Sprache. Er langsam die Geduld.

Sie verliert die Schlüssel, den Zusammenhang, den Verstand.

Er verliert die Contenance, die Nerven, die Beherrschung.

Sie verliert das Bewusstsein.

Er hat sie verloren. Und steht verloren da.

Montag, 14. Juli 2014

Tiere sind auch nur Menschen

Wenn du heimkommst,
die Tränen in der Gurgel,
das Blei-All auf der Schulter,
und dich die Nachbarskatze
erwartet und flattiert:
Auch sie hat dich nicht lieb!
Aber Hunger hatse.

Dienstag, 8. Juli 2014

Kunst!

Die Schereninstallation,
vier Meter hoch, zehn Meter lang,
erschien ihm ganz harmlos.
Sekunden später war er armlos.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Jetzt bin ich inseratetauglich

Nachdem ich auf dem Glasdach stand,
zornig stampfte mit Gewalt,
das Dach durchbrach und ganz verschwand,
bin ich endlich durchgeknallt.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Adabei

Das Beistelltischchen aus Dschibuti
war aus geschnitztem Elfenbein.
Es stand beim Sofa meiner Mutti
und wollte nirgends anders sein.

Das Beischlafmännchen aus Dschibuti
war ein wahrer Sonnenschein.
Es schlief im Bett mit meiner Mutti
und wollte nirgends anders sein.

Das Beistehstühlchen aus Kiribati
war aus schwerem Eichenholz.
Es lag in der Hand von meinem Vati
und sorgte hart für seinen Stolz.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Dunkle Konkurrenz

Auf einem Bänkchen im Park sitzt traurig
der Sonnenschirmverkäufer.
Neben ihm nimmt schüchtern Platz
die Eisverkäufern.
"Ach", seufzt der Sonnenschirmverkäufer,
"wenn das so weitergeht,
kann ich mein Geschäft schliessen,
noch ehe ich den Schirm zu tue."
"Och", macht die Eisverkäuferin,
"laufen die Geschäfte so schlecht?
Wir haben doch Hochsommer und
die Hautkrebspanik steigt mit
den Temparaturen!"
"Ja", bestätigt der Sonnenschirmverkäufer,
"aber meine Konkurrenz wird grösser und grösser!
Ich habe keine Chance!"
"Aber Sie sind doch der einzige Sonnenschirmverkäufer
weit und breit", ruft die Eisverkäuferin aus.
"Aber die Gewalt! Die Gewalt!"
"Die Gewalt?"
"Ja, die Gewalt! Sie überschattet alles! Die WM, die Paraden, die Spiele, die Ferien - einfach alles. Wer braucht da noch Sonnenschirme?!"
"Och", meint die Eisverkäuferin verständnisvoll,
"das ist traurig. Da ist man chancenlos, tatsächlich."
"Puh", macht da der Sonnenschirmverkäufer,
"mir ist grässlich zu Mute. Und irgendwie ist es auf dieser Bank sehr heiss, wir sitzen in der prallen Sonne!"
"Allerdings. Und weit und breit keine Gewalt!"
"Ich möchte Sie nicht hauen, aber heiss ist mir schon ziemlich..."
"Machen Sie sich keine Sorgen. Legen Sie sich unter meine Schattenseiten, da ist Platz genug für zwei."

Sonntag, 11. Mai 2014

Wien 2015

Womit ist eine transsexuelle Wurst zu toppen?

Mit einem asexuellen Brot.

Wir freuen uns.

Sonntag, 20. April 2014

Drama am Kanal

Man sass samstags arm, aber schlank am Tramhalt.
Als man Acht gab, sah man: Das Tram kam! Was banal war,
da das Tram all Tags kam.
Man trat ans Tram, nahm Platz als Stargast, als man bald nach Abfahrt sah:
Da fand am Kanal Drama statt:
Am Abfallkranarm schwang Karls Sarah!
Sarah war gaga (was am Gras lag) – ganz Standard.
Nah am Abfallkran stand Karl. Karl bangt, zagt, klagt aschfahl:
„Ach, Sarah! Da hangst! Hab Angst, dass’t fallst! Wart, Sarah! Wart!“
Abfallkran schwankt, knarrt, plagt Sarah. War das d’Straf nach Krach?
Da – tataaa: Karls Altlast Marah! Nah am Kran!
Marah lacht: „Haha, Sarah! Das macht Spass! Falls fallst: Matsch!“
Karl hasst Marah. Marah prahlt: „Wart, bald rammt Marah Kran! Dann fallt Sarah!“ Karl packt Marah am Arm. Marah sagt lahm: „Pha! Sarah bald platt. Marah: Karls Schatz!“ Karl sagt: „Ha! Falls Sarah: platt, dann Marah: Knast!“
Da sah man Schaf, das Gras am Kranstand frass. Das war fatal! Abfallkrans Halt schwand: Kranarm schwankt, Sarah prallt am Kran ab – pflatsch! Dank Kanal: Nass, statt platt.
Man dankt Stadtplanamt, dass Kran am Kanal, statt am Bahndamm Platz fand.

Dienstag, 15. April 2014

Frühlingsgefühle

Nachdem ihr heute Morgen ein Mann schöne Augen machte, die ihr Stunden später eine Frau auskratzten wollte, war sie sich sicher: Der Teufel liegt in den Hormonen.

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