Sonntag, 24. April 2011

GdS (1): Das Osterlamm

Guten Tag, Osterlamm. Vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit nehmen und uns ein paar Fragen beantworten.
Ganz zuerst: Wie werden Sie lieber genannt? Oster- oder Opferlamm?
"Nun...Osterlamm finde ich eigentlich schöner, weil spezifischer. Schliesslich bin ich an einem ganz bestimmten Tag gefragt. Ausserdem kann der Begriff "Opferlamm" auch im übertragenen Sinn verwendet werden, das passt mir nicht."

Heute Ostersonntag ist für die meisten Erdenbewohner - vorausgesetzt, sie seien christlichen Glaubens - ein Freudentag: Jesus ist auferstanden! Stört es Sie nicht, dass dies bei Ihnen nicht der Fall ist?
"Ach, das macht mir nichts aus. Es ist schliesslich meine Bestimmung. Und vielleicht auferstehe ich ja auch, das kann man nie wissen."

Landauf, landab wird heute geschmaust und gevöllert. Was haben Sie gefressen?
"Schafmilch und etwas Stroh. Aber eigentlich ist es besser, wenn man nüchtern bleibt. Das Fleisch ist dann zarter."

Werden Sie lieber zum Brunch, zum Mittagessen oder abends aufgetischt?
"Brunch kann ich gar nicht ausstehen. Wenn ich mir vorstelle - mit Butterzopf, weichen Eiern, Käse-Konfitüre im selben Magen - nein Danke! Und wenn's hochkommt, noch Lachs obenauf! Da ist mir ein gepflegtes Mittagessen mit lediglich einem frischen Gemüse und etwas Beilage viel lieber."

Das ist begreiflich. Und so besteht immerhin die Chance, dass Sie die unausweichliche Hasensuche zumindest am Rande mitkriegen.
"Ja, es kann durchaus passieren, dass ich von der Küche aus ein paar entzückte Kinderrufe höre. Das freut mich. Schade finde ich allerdings, wenn ich wegen diesen Schokoladenhasen tagelang im Kühlschrank warten muss, nur weil niemand mehr Appetit hat."

Welche Beziehung haben Sie zu Jesus, dessentwegen Sie ja nur über ein sehr kurzes Leben verfügen?
"Mir wurde die Religiosität quasi mit der Muttermilch eingeflösst, weil ich auf einem Gutsbetrieb auf die Welt kam, der zu einem Kloster gehört. Gravierenden Einfluss hatte dies aber auf meine paar Lebenstage nicht."

Wäre es Ihnen lieber, wenn Ostern im Winter stattfände?
"Ja....eigentlich schon. Wenn alles spriesst, ist es besonders hart zu gehen. Doch ich kenne den Winter ja nur vom Hörensagen, deshalb ist mir Ostern im Frühling schon recht.
Und jetzt entschuldigen Sie, ich muss in die Metzg."

Oh, genau. Vielen Dank für Ihre Antworten und alles Gute.
"

Im Bus (1)

"He, Sie! Müssen Sie sich gerade hier hinsetzen! Sie sitzen auf meinem Sack! Sie machen alles kaputt! Wieso nehmen Sie nicht dort drüber Platz oder dort oder dort oder dort?!"
"Weil ich dort den Halteknopf nicht erreichen kann."
"Äch. Dann können Sie ja jemanden fragen, ob er für Sie drückt!"
"Aber es ist ja niemand dort!"
"Was, nicht! Dort sitzt doch jemand!"
"Aber ich kann doch diesem Herrn nicht auf die Schoss sitzen!"
"Aber daneben! Hier können Sie es ja auch!"
"Und wenn dieser Herr auch einen Sack neben sich hat?"
"Dann sitzen Sie halt auf den Sack! Hier können Sie es ja auch!"
"Ich bin Ihnen nicht auf Sack gesessen!"
"Ja, weil ich ihn vorher weggenommen habe!"
"Was regen Sie sich dann so auf?"
"Weil ich wegen Ihnen meinen Sack retten musste! Stellen Sie sich vor....! Sie hätten wirklich woanders hinsitzen können!"
"Neben den Herren und auf seinen Sack?"
"Zum Beispiel. Es gibt ja noch viele freie Plätze!"
"Entschuldigung...Reden Sie eigentlich über mich?"
"Diese Dame möchte, dass ich auf Ihren Sack sitze!"
"Also, bitte! Das habe ich nie gesagt!"
"Haben Sie wohl! Nur, weil Ihnen der Platz für Ihren Sack heilig ist!"
"Sie können wirklich gerne neben mich sitzen, wenn damit Ihre Probleme gelöst sind."
"Ich habe keine Probleme - höchsten diese Frau hier, die sich so aufführt wegen ihrem Sack!"
"Werden Sie jetzt nicht auch noch frech! Aber gehen Sie doch jetzt bitte zu diesem Herrn, wenn er Ihnen schon einen Platz anbietet."
"Nein."
"Wieso nicht? Wollen Sie tatsächlich auf diesem Sitz kleben bleiben und meinen Sack zerstören?!"
"Ich muss hier aussteigen."

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