Zum Glück reden wir noch

Sonntag, 1. Mai 2011

Auf dem Friedhofsparkplatz

"Entschuldigen Sie. Ist das jetzt Diebstahl?"
"Wie?"
"Wenn ich diese Blumen pflücke..."
"Nein, sicher nicht. Das sind doch Wiesenblumen, die hier am Rand der Parkfelder stehen."
"Meinen Sie wirklich?"
"Klar, Sie können sie ganz unbesorgt pflücken."
"Da bin ich aber froh. Wissen Sie, ich will zum Grab und habe die Blumen daheim vergessen."
"Oh, das ist natürlich blöd. Aber Wiesenblumen sind ja ebenso schön wie gekaufte."
"Es geht, ja. Ich hatte trotzdem ein bisschen Angst, hier einfach so einen Strauss zu pflücken."
"Machen Sie nur, sieht ja niemand."
"Und in ein paar Tagen würden sie sowieso gemäht, oder?"
"Sicher. Und wenn Sie sie pflücken, hat wenigstens noch jemand Freude daran."
"Äh, ja."

Donnerstag, 28. April 2011

Im Bus (3)

"Was zum Teufel machen Sie da??"
"Sehen Sie das nicht?"
"Äh, doch! Allerdings! Sie nageln meinen Ärmel auf das Polster!"
"Genau!"
"He, hören Sie sofort auf, was soll das?"
"Ich will nur Grenzen setzen!"
"Bitte, was??"
"Ihr Ärmelstoff lag dauernd auf meiner Sitzhälfte!"
"Aber deswegen können Sie mich doch nicht einfach festnageln!"
"Ich nagle ja gar nicht Sie, sondern Ihren Ärmel an. Das ist ein Unterschied."
"Danke, da wäre ich jetzt nicht darauf gekommen. Ich dachte bisher, ich sei mit einem Ärmel gleichzusetzen."
"Sehen Sie, jetzt haben Sie sogar etwas gelernt."
"Jetzt lassen Sie das, Sie machen ja meine Jacke kaputt!"
"Seien Sie doch froh, dass ich einen extra dünnen Nagel dabeihabe. Ich habe auch dickere!"
"Sie sind wirklich nicht ganz bei Trost! Fertig jetzt, lassen Sie meinen Ärmel los!"
"Gebärden Sie sich doch nicht wie ein kleines Kind! Ich tue Ihnen ja nicht weh!"
"Ich glaub's nicht, jetzt holt er tatsächlich einen Hammer hervor...Bin ich hier eigentlich im Irrenhaus??"
"Nein, im Bus."
"Das weiss ich. Lassen Sie jetzt los!"
"Nein, Sie sind ganz selbst schuld! Wieso lassen Sie auch ihren Ärmel auf fremden Polster liegen!"
"Haben Sie eigentlich keine anderen Probleme? Wegen meinem Ärmel auf Ihrer Seite werden Sie ja wohl nicht gleich sterben!"
"Nein, aber was nicht ist, kann ja noch werden."
"Wehe, Sie beginnen jetzt zu hämmern! Ich schreie!"
"Ich sagte doch, ich passe auf!"
"Ich muss da vorne aussteigen!"
"So - zack - das wird Ihnen eine Lehre sein!"
"Ich glaub's nicht, sie haben mich angenagelt!?"
"Selbst schuld. Ich steige jetzt aus, Sie können ja noch eine Runde fahren und darüber nachdenken, dass man Ärmel im Zaun halten soll!"
"Hat hier irgend jemand eine Zange?"

Montag, 25. April 2011

Im Bus (2)

"Entschuldigung, wann fahren Sie ab?"
"Wenn ich will."
"Aber laut Zeittafel müsste der Bus jetzt losfahren...?"
"Auf die Zeittafel kann man nicht gehen."
"Aber gemäss meiner Uhr..."
"Dann geht Ihre Uhr eben falsch!"
"Aber könnten Sie nicht vielleicht jetzt fahren? Ich habe einen wichtigen Termin."
"Ich muss zuerst einen fahren lassen!"
"Was???"
"Ja, sehen Sie doch! Der Bus in den Barmberg will vor mir abfahren!"
"Aber Sie sollten doch vor dem Bramberg-Bus fahren, gemäss Zeittafel!"
"Dann hätten Sie doch den Bramberg-Bus nehmen können, wenn Sie es so pressant haben!"
"Aber ich will doch gar nicht in den Bramberg!"
"Das ist nicht mein Problem."
"Könnten Sie jetzt bitte fahren? Der Bramberg-Bus ist weg!"
"Ja, hä! Jetzt müssen Sie mit mir vorlieb nehmen!"
"Das ist wirklich das Letzte! Ich werde mich beschweren!"
"Nur zu! Sie wissen aber schon, dass man mit dem Chauffeur nicht sprechen darf?"
"Ja, während der Fahrt!!!"
"Ich wollte fahren, dann kamen Sie mit ihren dummen Fragen!"
"Ich habe Sie lediglich gebeten zu fahren!"
"Und ich musste Ihnen antworten und konnte nicht fahren! Sie haben mich von der rechtzeitigen Fahrt abgehalten!"
"So, jetzt habe ich endgültig genug. Auf Wiedersehen, ich nehme ein Taxi."
"Sie können jetzt nicht mehr aussteigen, ich fahre!"

Sonntag, 24. April 2011

Im Bus (1)

"He, Sie! Müssen Sie sich gerade hier hinsetzen! Sie sitzen auf meinem Sack! Sie machen alles kaputt! Wieso nehmen Sie nicht dort drüber Platz oder dort oder dort oder dort?!"
"Weil ich dort den Halteknopf nicht erreichen kann."
"Äch. Dann können Sie ja jemanden fragen, ob er für Sie drückt!"
"Aber es ist ja niemand dort!"
"Was, nicht! Dort sitzt doch jemand!"
"Aber ich kann doch diesem Herrn nicht auf die Schoss sitzen!"
"Aber daneben! Hier können Sie es ja auch!"
"Und wenn dieser Herr auch einen Sack neben sich hat?"
"Dann sitzen Sie halt auf den Sack! Hier können Sie es ja auch!"
"Ich bin Ihnen nicht auf Sack gesessen!"
"Ja, weil ich ihn vorher weggenommen habe!"
"Was regen Sie sich dann so auf?"
"Weil ich wegen Ihnen meinen Sack retten musste! Stellen Sie sich vor....! Sie hätten wirklich woanders hinsitzen können!"
"Neben den Herren und auf seinen Sack?"
"Zum Beispiel. Es gibt ja noch viele freie Plätze!"
"Entschuldigung...Reden Sie eigentlich über mich?"
"Diese Dame möchte, dass ich auf Ihren Sack sitze!"
"Also, bitte! Das habe ich nie gesagt!"
"Haben Sie wohl! Nur, weil Ihnen der Platz für Ihren Sack heilig ist!"
"Sie können wirklich gerne neben mich sitzen, wenn damit Ihre Probleme gelöst sind."
"Ich habe keine Probleme - höchsten diese Frau hier, die sich so aufführt wegen ihrem Sack!"
"Werden Sie jetzt nicht auch noch frech! Aber gehen Sie doch jetzt bitte zu diesem Herrn, wenn er Ihnen schon einen Platz anbietet."
"Nein."
"Wieso nicht? Wollen Sie tatsächlich auf diesem Sitz kleben bleiben und meinen Sack zerstören?!"
"Ich muss hier aussteigen."

Sonntag, 3. April 2011

Es tut weh, egal wo

"Wie geht es ihnen", fragte der Abteilungsarzt, als er bei seiner ersten Visite nach der Amputation vor dem Bett des Patienten stand.
"Es geht schlecht und ich nicht mehr", meinte dieser.
"Ja, das tut mir leid. Haben Sie Schmerzen?"
"Das ist ja das komische! Ich glaube, ich spinne! Mein Knöchel schmerzt! Haben Sie verstanden? Mein K-n-ö-c-h-e-l!"
"Das ist nicht aussergewöhnlich", meine der Arzt. "Sie leiden unter Phantomschmerzen!"
"Bitte, was? Wieso brauchen Sie immer Fremdwörter, die ich nicht verstehe?"
"Entschuldigung. Die Rhetorik ging mit mir durch", rechtfertigte sich der Arzt. "Was ich sagen will, hm, Sie leiden praktisch unter Fernweh!"
"Hä? Bin ich reif für die Insel oder wie?"
"Nein, nein, nach Bern wollen wir Sie auf keinen Fall verlegen."
"Da bin ich ja beruhigt. Unter all den Gehirnlosen dort würde ein Beinloser doch negativ auffallen, oder?"
"Wie Sie meinen. Wollen Sie jetzt ein Schmerzmittel?"
"Wie soll das denn nützen, bitteschön? Telepathisch?"
"Jetzt verwenden aber Sie Fremdwörter!"
"Stimmt, Sie bringen mich ganz durcheinander."
"Ich sage der Pflegerin, dass sie Ihnen etwas bringt."
"Das einzige, das mir etwas bringen würde, wäre ein neues Bein."
"Ihre Prothese ist in einer Woche fertig."
"Ist dann das Fernweh weg?"

Donnerstag, 13. Januar 2011

So schön.

"Du siehst gut aus heute!"
"Gut ist der Euphemismus von schlecht, vergiss das nicht."

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Wo bin ich?

Neulich im Warenhaus: Da sucht man sich durch halbpreisige Unterwäscheberge und reduzierte Lingerie und ist stolz, endlich fündig geworden zu sein. Erfreut eilt man mit seiner Trophäe zur Kasse und überreicht sie der Verkäuferin.
Diese klaubt das Preisschild ab und fragt: "Habe Sie eine Kundenkarte? Sie würden damit echt profitieren können!"
"Äh, nein...Dafür kaufe ich zu selten im Globus ein..."
"Ja", meint die Verkäuferin trocken, "das merke ich. Sie sind hier nämlich im Jelmoli."
"äh..Ade."

Sonntag, 26. September 2010

Knackig

Zwei stehen an der Bushaltestelle. Ich darf ihr Gespräch mitverfolgen, das ich der Verständlichkeit willen im Dialekt rekonstruieren muss.
A (André oder Abraham): Gsesch de det äne? De brun?
B (Bruno oder Balduin): Jo, was isch mit dem?
A: Das isch e Nussländer!
B: Boa, ehrlich? Was für eine? En Wahlnussländer?
A: Glaub ned, eher Para. Er isch chli über-....?
B: Du meinsch, er isch scho ranzig?
A: Nei, so lang isch er nonig do. Eher überkanditelt.
B: Aso, wenner's höch i de Bire hät, chönt's en Baumnussländer si.
A: Ech bi ned sicher.
B: Oder en Haselnussländer?
A: Glaub's ned. Ha s'letsch mol ghört, wiener gseit het: "I bi a stolzes Manderl."
B: Denn hetter aber gschwindelt, ech mein, d' Mandelnussländer sind eher wisslich.
A: Usser, sie siged gröschtet.
B: Jo. Das wird's sie. Zum Glück ischer ned verbrönnt.
A: Säg's ned.

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