Zum Glück reden wir noch

Mittwoch, 16. Januar 2013

Im Büro (5)

"Schau mal hier...dieses Dokument "Ziele des Bundesrates 2013"!"
"Hm..."
"Krass, oder? Auf 178 Seiten! Da möchte ich nicht zur Landesregierung gehören..."
"Im Vergleich mit meinen Zielen nehmen sich jene des Bundesrates geradezu läppisch aus."
"Oh?"
"Ja, und ich scheitere jetzt schon am Laufmeter. Kumuliert übers ganze Jahr stehe ich im Dezember 2013 bestimmt vor einem wahren Scheiterhaufen."
"Tja. Dann schenke ich dir zu Weihnachten ein Zündhölzchen."
"Das ist lieb. Solche Freunde kann man brauchen."

Sonntag, 13. Januar 2013

Im Restaurant (3)

"Ich habe gestern die Daniela getroffen, die seit fünf Jahren Single ist..."
"Ach...das hysterische Phlegma?"
"Ja, genau die...jammerte wie gewohnt über die Kerle. Sie sagte, sie backe sich jetzt dann einen Mann."
"Hm...macht Sinn."
"Wieso meinst du?"
"Tja, Backwaren kann man ja einfach ein bisschen liegen lassen und schon werden sie hart. Sie braucht sich also gar nicht mehr anzustrengen."
"Stimmt! Sie kann sogar ihren Bauchtanzkurs aufgeben."
"Absolut. Und ihre Backkünste schlussendlich ohne schlechtes Gewissen auffressen."
"Die ist ja kleverer als ich dachte."
"Aber ihre Weihnachtskekse schmeckten nach Hallenbad."

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Im Wohnzimmer

"Jetzt spinnen sie aber komplett!"
"Was, wieso?"
"Jetzt wollen die doch tatsächlich Platitüden verbieten! Ein Platitüdenverbot! Das sind mir grad die rechten! Die sind doch selbst voll von Platitüden, praktisch alles, was die von sich geben, sind Platitüden - so weit das Auge reicht! Nimmt mich nur Wunder, wie die das durchsetzen wollen! Steht neben jedem Politiker einer und passt auf, dass der keine Platitüde rauslässt? Und falls doch, was passiert? Eins auf den Näggel?"
"Ähm, sorry, aber ich glaube, du hast dich verhört..."
"Was, verhört!"
"Ja, sie wollen Plastiktüten verbieten! Zugunsten der Umwelt!"
"Ah? Naja. Dann würde ein Platitüdenverbot aber definitiv mehr Sinn machen."

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Im Zug (8)

"Himmel, wollen Sie aus dem Zug springen, oder was?"
"Nein, wieso?"
"Wieso drängeln Sie dann so zur Türe? Wir fahren noch!"
"Ich drängle doch nicht!"
"Aber Sie stehen so nahe!! Ich hasse das!"
"Verwandte stehen einem immer nahe!"
"Bitte? Wollen Sie sich als mein Grossonkel aus Amerika ausgeben? Wir sind sicher nicht verwandt!"
"In der Seele sicher."
"In der Seele bin ich vor allem genervt!"
"Ich stehe halt einfach gerne neben Ihnen."
"Ich stehe gerade auch sehr neben mir.Darum kann ich bald für nichts mehr garantieren."
"Wollen Sie mich küssen?"
"Entschuldigung, aber Sie sind ein Abfalleimer! Sie können nicht küssen!"
"Wenn Sie sich schon einbilden, ich könne sprechen, können Sie sich garantiert auch einbilden, ich könne küssen."
"Ich hasse küssen!"

Im Büro (4)

"Nun ja,ich hab der Frau Taler vor vier Tagen die Fragen gemailt und noch keine Reaktion erhalten..."
"Die Frau Taler arbeitet Teilzeit."
"Aha. Schaut sie ihre Mails nicht an?"
"Nur die wichtigen!"
"Ahso. Kann mir vielleicht sonst jemand Auskunft geben?"
"Worum geht es denn?"
"Um neue Arbeitsformen. Ich schreibe einen Beitrag für ein Magazin darüber...."
"Da wäre dann schon die Frau Taler zuständig. Sie ist übermorgen wieder hier."
"Und sonst...?"
"Hm, vielleicht Frau Blenda?"
"Ja, gern, können Sie mich verbinden?"
"Nein, Frau Blenda ist heute nicht hier. Sie hat heute Homeoffice-Day."
"Ach. Und sonst?"
"Sicherlich hätte auch Frau Henziros Infos dazu, aber sie macht Jobsharing mit Frau Müller und ist heute nicht hier."
"Hm...arbeitet bei Ihnen im HR auch ein Mann?"
"Wieso wollen Sie das wissen? Haben Sie etwa ein Gender-Problem?"
"Nein, ich habe offensichtlich ein Verfügbarkeitsproblem."
"Also, ich könnte Ihnen Herr Maur geben...Aber der ist gerade sehr beschäftigt mit der Koordination der Teilzeitstellen."

Donnerstag, 8. November 2012

Im Wartezimmer

"Och, vor einem Zahnarztbesuch wird mir immer ganz Angst und Spange!"
"So lange er Ihnen kein Loch in den Bauch fragt und Sie zum Internisten müssen, können Sie froh sein!"

Sonntag, 4. November 2012

Im HR-Büro

"Also, in Zukunft könnte ich mir durchaus eine Führungsfunktion vorstellen!"
"Führen? Sie? Bei Ihrer Sozialkompetenz führen Sie höchstens ins Verderben - und zwar spielend!"

Samstag, 22. September 2012

Im Tram (1)

"Sieben Buchstaben..."
"Und du hast keinen schon?"
"Doch, ein El. Also, ein Autor mit El...?"
"Was ist schon wieder ein Autor?"
"Na, ein Schreiber!"
"Hm, Kugelschreiber ist sicher zu lang...Bleistift?"
"Neiiin, doch kein Schreibzeug. Ein Mensch, der schreibt."
"Mit El? Da fällt mir also grad nixbarix ein."
"Wart, das hier heisst Eile....also ist der zweite Buchstabe ein i!"
"Ah, hm. Li-,Li-...?"
"Hm, ich habs irgendwie auf der Zunge, irgendwas mit Lit-?"
"Ey, Litterer! Klar!"
"Stimmt, logo! Das schreibt man mit de, oder?"
"Ja, klar. Und i-e. Wie Lied halt. Weil, es ist sicher auch einer gemeint, der Lieder schreibt."

Mittwoch, 8. August 2012

Auf dem Verkehrsverein (1)

„Sie möchten ein Zimmer für wie lange?“
„Ach, nein, ich möchte kein Zimmer…“
„Wir haben auch Wohnungen, Suiten…“
„Nein, nein…“
„Sie können bei uns auch in Fässern, auf Bäumen, in Zelten, in alten Eisenbahnwaggons, im Maisfeld und neu auch auf dem Friedhof übernachten!“
„Nei-„
„Ah, dann suchen Sie Inspiration für einen Tagesausflug…Riverrafting, Witzweg, Tretvelos, Molkebad…Wir haben alles!“
„Nun, da bin ich nicht ganz ihrer Meinung…“
„Oh. Aber wir haben auch Alphornkurse, Melkkurse, ein Casino, Serviettenfalten…“
„Ja, sicher. Aber eines haben Sie nicht.“
„Ah, ähm. Oh…. Äh. Jetzt weiss ich gar nicht, was ich sagen soll.“
„Sie müssen nichts sagen, es ist ja allgemein bekannt. Aber ich kann Ihnen verschiedene Angebote offerieren…hier zum Beispiel, ein eher pflegeleichtes Model: der Gruppentourist.“
„Ah, seeehr gut, mit dieser Sorte haben wir schon einige Erfahrungen machen können. Als problematisch erwies sich aber die Gruppendynamik, oder eher: die Gruppenlethargie.“
„Das kann gut sein. Alternativ hätte ich Ihnen hier den Individualtourist.“
„Naja, da bin ich wenig begeitert. Diese Sorte mischt sich stets unter die Einheimischen und bringen das ganze Ranggefüge durcheinander! Was haben Sie sonst noch?“
„Hier beispielsweise den Abfalltourist. An sich pflegeleicht. Sie müssten einfach ein paar unbeleuchtete Deponien installieren. Auf wildes Littering ist diese Gattung total gierig!“
„Ja…wenn da nur nicht die Geruchsemissionen wären…“
„Oder hier: der Katastrophentourist! Um diesem gerecht zu werden, müssten Sie lediglich einen kleinen Teil Ihrer Bevölkerung opfern. So zehn, zwanzig Stück unter einer Lawine – das wäre prima.“
„Unser Altersheim muss gerade umgebaut werden, da liesse sich bestimmt etwas machen. Allerdings scheint mir dies eher eine kurzfristige Lösung.“
„Stimmt. Da ist der Einkaufstourist schon treuer. Hier reichen ein paar unterpreisige Angebote jede Woche.“
„Sehr gut. Da unser Kinderhort überbelegt ist, könnten wir ein paar in die Messerfabrik schicken. Schleifen für kein Geld können schon die Kleinsten. Und Qualität spielt für den Einkaufstouristen ja keine Rolle.“
„Nein, da können Sie beruhigt sein. Aber lassen Sie mich noch ein weiteres Modell vorstellen: Der Sterbetourist!“
„Ah, wunderbar! Die sollen recht ruhig sein, oder?“
„Ja. Der Haken ist einfach die Entsorgung. Zwar entfällt der Rückreiseverkehr, aber Kremierung oder Erdbestattung sind ziemlich mühsam. Doch warten Sie, ich habe noch einen…Hm, der Weltraumtourist kommt hier wohl nicht in Frage. Aber hier…Et voilà: Der Sextourist!“
„Oh là là, hähä. Das könnte etwas sein. Ein rotes Lämpchen glüht in vielen Fenstern und unsere kalten Betten könnten durchaus etwas, ähm, Hitze vertragen! Ausserdem vermehrt sich dieser ja mit etwas Glück. Ich würde dann von dieser Sorte achtzig bestellen und von den übrigen je sechzig.“
„Das lässt sich machen. Ah, und ein paar Banker könnte ich Ihnen noch liefern, die suchen momentan verzweifelt nach möglichen Reise-Destinationen.“
„Aber gerne, vielleicht fünfzig Stück? Wenn Sie die ganze Lieferung gestaffelt bis Ende Jahr schicken könnten?“
„Sicher. Zum Gesamtpaket gehören halt noch ein paar müllende Fahrende, Nordafrikaner, Olympiaversager und Ex-Missen. Aber das dürfte nicht so ins Gewicht fallen.“
„Also, mir ist alles recht. Hauptsache wir haben bessere Gästezahlen als das Tirol.“

Dienstag, 24. Juli 2012

Im Restaurant (5)

"Nicht mal zum Fernsehschauen komme ich!"
"Ah...ja, das ist schlimm..."
"Ja, oder? Die Kinder sind abends zwar im Bett, aber dann ruft sicher noch Sibyl an oder meine Mutter!"
"Ja, schon..."
"Und mit denen rede ich halt mindestens eine Stunde!"
"Oh...hm. Meine Telefonrechnung betrug im letzte Monat etwa zwei Franken."
"Ach, und ich würde so wahnsinnig gerne wieder einmal joggen gehen!"
"Ja, dann geh doch!"
"Aber die Kinder!"
"Zu denen wird doch auch mal dein Mann eine Stunde schauen können, oder? Oder macht man das nicht?"
"Ja, klar, der macht das schon. Aber wenn ich eine Stunde für mich habe, dann will ich doch mit meinen Freundinnen in ein Café gehen."
"Ja, sicher. Es ist wirklich nicht einfach mit Kindern. Ich bewundere alle, die das schaffen."

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